Die Schweiz prüft die Möglichkeit einer Afghanistan-Konferenz

Demonstranten nehmen am 21. August 2021 an einer Anti-Taliban-Kundgebung in London teil. Keystone / Neil Hall

Die Schweiz erwägt laut einem Medienbericht die Möglichkeit, eine internationale Afghanistan-Konferenz auf Schweizer Boden auszurichten.

Dieser Inhalt wurde am 22.08.2021 – 11:19 Uhr veröffentlicht

NZZ am Sonntag / sb

Die Zeitung NZZ am Sonntag schrieb am SonntagExterner Link Der Schweizer Aussenminister Ignacio Cassis hat Aussenministerin Livia Liu gebeten zu analysieren, ob ein solches Treffen der aktuellen Krise in Afghanistan helfen kann und ein konkretes Ziel für die Konferenz festzulegen. Ungenannte Quellen teilten der Zeitung mit, dass zu diesem Thema bereits internationale Gespräche stattgefunden hätten.

Die internationale Konferenz könne verschiedene Ziele haben, hieß es in der Zeitung: ein Gebertreffen, die Einrichtung eines humanitären Korridors oder Verhandlungen mit den Taliban.

Zu den konkreten Optionen wollte sich das Außenministerium nicht äußern. Sprecher Valentin Clivas bestätigte jedoch das Interesse der Schweiz an einer aktiven Rolle.

Er sagte: „Die Gespräche zwischen den Taliban und der ehemaligen afghanischen Regierung werden in Afghanistan fortgesetzt… Die Schweiz steht seit vielen Jahren mit allen Akteuren in Kontakt und kann sie erreichen.“

„Die Schweiz ist bereit, ihre guten Dienste anzubieten, sowohl als Gastland für die Organisation internationaler Treffen als auch für die Moderation von Gesprächen.“

Das Außenministerium hat am Freitag eine ähnliche öffentliche Erklärung abgegeben In einer PressemitteilungExterner Link. Das Aussenministerium stellte fest, dass die Schweiz an den Sitzungen der Internationalen Kontaktgruppe zu Afghanistan teilnahm und 2018 und 2020 in Genf zwei grosse Geberkonferenzen für Afghanistan veranstaltete.

Schwerpunktland

Afghanistan ist ein Schwerpunktland der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. In den vergangenen 20 Jahren hat die Schweiz rund 500 Millionen Franken (545 Millionen Dollar) in das zentralasiatische Land investiert, berichteten SonntagsBlick und SonntagsZeitung am Sonntag.

Die Schweiz hat 2002 ein Kooperationsbüro eröffnet, um der afghanischen Bevölkerung zu helfen. Zunächst leistete sie humanitäre Hilfe in Form von medizinischer Hilfe. In den letzten Jahren hat sich der Fokus auf Wiederaufbaumaßnahmen, Bildungsaktivitäten und die Unterstützung landwirtschaftlicher Projekte verlagert. Seit 2015 spendet die Schweiz jährlich regelmässig über 30 Millionen Franken.

Tausende Ausländer und Afghanen, die für Botschaften und internationale Hilfsorganisationen arbeiten, wurden vom Flughafen Kabul evakuiert, seit Taliban-Kämpfer vor einer Woche in die Hauptstadt eingedrungen sind.

Wegen der sich verschlechternden Lage hat die Deutsche Botschaft in Kabul am vergangenen Wochenende sechs Mitglieder der Schweizer Direktion für Zusammenarbeit und Entwicklung (DEZA), die die Programme betreuten, in Sicherheit gebracht. Das Büro der Schweizerischen Zusammenarbeit in der Hauptstadt wurde am vergangenen Sonntag geschlossen. Die Schweiz hat keine Botschaft in Kabul. Die Schweizer Botschaft in Pakistan deckt Afghanistan ab.

Die Schweiz konzentriert sich derzeit auf die Evakuierung von rund 35 Schweizerinnen und Schweizern sowie von rund 230 Einheimischen, die an Schweizer Projekten in Afghanistan mitgewirkt haben, sowie deren Angehörigen. Das Aussenministerium teilte am Freitag mit, dass bisher 14 Schweizerinnen und Schweizer dank Flügen von Deutschland und den USA in die Schweiz gelangen konnten.

Ein Schweizer Charterflug nach Usbekistan am Samstag zur Unterstützung der Evakuierungsbemühungen aus dem benachbarten Afghanistan wurde aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage in Kabul verschoben.

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